EV3 1.0.4
Entheovision 3
Flora | Pharma | Psyche
Referenten | |
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Tibor Harrach |
Programm | |
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Tag | 2 |
Raum | Hörsaal |
Beginn | 10:00 |
Dauer | 00:45 |
Info | |
ID | 1289 |
Typ | Vortrag |
Track | Science |
Sprache | deutsch |
Drogen richtig mischen
Drogenmischkonsum: Konsumbewertungen, gesundheitliche Risiken und Verbreitung beim gleichzeitigen oder zeitnahem Gebrauch verschiedener psychoaktiver Substanzen
Die Ergebnisse einer Literaturstudie zu den akuten gesundheitlichen Risiken bei Kombination verschiedener psychoaktiver Substanzen werden vorgestellt. Der Schwerpunkt des Vortrags liegt auf der Präsentation der Ergebnisse einer Befragung von mehr als 1.500 Personen mit Drogenmischkonsumerfahrungen: Wie werden die verschiedenen Substanzkombinationen subjektive bewertet? Wie werden diese Erfahrungen in der Szene kommuniziert? Welche Bedeutung hat die Bewertung für die Verbreitung bestimmter Substanzkombinationen?
Das Phänomen, verschiedene Drogen zu neuen Mixturen zu kombinieren, ist keinesfalls neu. Darauf verweisen unter anderem die mehr als 3500 Jahre alten Ayahuasca-Rituale im Amazonasgebiet oder auch die Kräutermixturen z.B. in den Hexensalben des Mittelalters. Diese Formen von Drogengebrauch wurde jedoch bekämpft und so ging viel Wissen über die Anwendung von Mixturen verschiedener psychoaktiver Substanzen verschüttet.
Seit Beginn der 1990er Jahre scheint sich Drogenmischkonsum vor allem in der Techno-Party-Szene etabliert zu haben und geriet damit auch in den Focus medialer, politischer und (sucht)präventiver Aufmerksamkeit. Dabei wird aus der Sicht der Suchtprävention eine scheinbar sich durchsetzende Wahllosigkeit und Exzessivität des Drogenkonsums bei den Konsumenten beklagt, im Bereich der Medizin und Drogenhilfe werde hingegen über pauschal angenommene gesundheitliche Risiken diskutiert und auf der politischen Ebene werde derzeit vor allem auf eine Unwissenheit, mangelnde Verantwortung, ein geringes Gesundheitsbewusstsein und ein problematisches Risikobedürfnis insbesondere bei den Jugendlichen geschlossen, für die eine akzeptierende Haltung nur schwer aufgebracht werden könne.
Der Vortrag "Drogen richtig mischen" wird das Phänomen Drogenmischkonsum von mehreren Seiten beleuchten. Die Synthese von z. T. Jahrtausenden altem Erfahrungswissen, den Ergebnissen sozialwissenschaftlicher und psychologischen Studien mit den Methoden modernster Hightech-Medizin führt zu einer differenzierten Bewertung sowohl der gesundheitlichen Risiken einzelner Substanzkombinationen als auch von dem Phänomen Mischkonsum als Ganzes. Aus den referierten Befunden ergeben sich Überlegungen, dass Mischkonsum in bestimmten sozialen Bezügen auch als ein überwiegend zielgerichtetes Handeln verstanden werden kann, dem Bedürfnisse und Motive zugrunde liegen, in das Erfahrungen, Werte, Normative und Einstellungen einzugehen scheinen und das durch Lernprozesse geprägt wird. Wahrscheinlich greifen dabei zum einen die akuten pharmakologischen Wirkungen von Drogen und Drogenkombinationen rückkoppelnd regulativ ein. Zum anderen ist davon auszugehen, dass mit Sicherheit noch andere Faktoren wie soziale Rahmenbedingungen, Szenebezug, Set und Setting usw. das Konsumverhalten und die dabei gesammelten Konsumerfahrungen maßgeblich mitbestimmen.
Links
- Tibor Harrach: Wechselwirkungen zwischen Partydrogen und antiretroviralen Medikamenten. Deutsche Aidshilfe, 2002.
- Tibor Harrach, Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank, Leo Hermle, Rainer Thomasius: Experten-Kommentare zu einer Mischkonsum-Studie der Drugcom (Drogen-Internetportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)
- Tibor Harrach: Akute gesundheitliche Risiken beim Mischkonsum von Partydrogen. Suchtmagazin, Nr. 3, 2003.